Das mag dann auch der Grund sein, warum man so oft „wiederspiegeln“ anstatt „widerspiegeln“ lesen kann. Benutzt man das Wort „wieder“ als Synonym für „noch einmal“ („kannst du das wiederholen?“) oder „zurück“ („ich komme wieder“), kann man durchaus auch das zurückgeworfene und noch einmal abgebildete Spiegelbild verbinden. Auch die „Wiedergabe“ kommt in diesem Zusammenhang in den Sinn.

Tatsächlich ist die Vorsilbe „wider“ aber als „gegen“ zu lesen. Das Spiegelbild reflektiert, das Licht prallt also am Spiegel ab, es wird dagegen geschleudert (und im Anschluss wieder zurückgeworfen, was den beliebten Fehler so einleuchtend macht). Verwandt mit dieser inhaltlichen Bedeutung sind auch der Widerhall und der Widerstand. Nicht nur das Spiegelbild, von dem die Redewendung kommt, auch ein Text kann etwas widerspiegeln, nämlich die Meinung des Autors oder den Zeitgeist, zum Beispiel.

Man könnte sich auch Sätze einfallen lassen, in denen „wieder spiegeln“ auftaucht, allerdings dann getrennt geschrieben und in einen komplett anderen Zusammenhang. In einem Satz wie „man müsste das Bild wieder spiegeln“ wird die Tätigkeit des Spiegelns erneut durchgeführt.

Ansonsten ist die Schreibweise „widerspiegeln“ ohne Ausnahme richtig.

 

Quelle: http://woerter.germanblogs.de/archive/2009/03/06/widerspiegeln-oder-wiederspiegeln-wie-wird-es-geschrieben.htm